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19. Pilztagung: Zwischen Medizin und Baupraxis

Die 19. Pilztagung am 23. und 24. Juni 2015 in Bonn gliederte sich in einen umfangreichen medizinischen Teil am ersten und in einen baupraktischen Teil am zweiten Tag. In letzterem zeigte der Sachverständige Robert Kussauer beispielhaft, wie Planungs- und Ausführungsfehler bei Wärmedämm-Verbund- und Innendämmsystemen mikrobielle Schäden begünstigen können.

Robert Kussauer

Robert Kussauer erläuterte, welche Planungs- und Ausführungsfehler sowie sonstige Gegebenheiten das Risiko eines mikrobiellen Befalls an wärmegedämmten Außenwänden erhöhen. (Abb.: B+B BAUEN IM BESTAND/M. Henke)

Ein typisches Problem ist das Überdämmen des Fensterrahmens in einer Dicke von drei Zentimetern, wenn die Wände ungerade und uneben sind. Das kann zu Wärmebrücken mit den Folgen einer Schimmelpilzbildung führen. Deshalb sind die Wände vorab so herzurichten, dass die erforderliche Dämmstärke durchgängig erreicht wird und an der Laibung dicht anschließt.

Ein weiterer Schwachpunkt sind die Anschlussprofile. Werden solche – häufig aus Kostengründen – mit einer zu geringen Bewegungsaufnahme gewählt, kann es zu Abrissen kommen, durch die Wasser eintritt. Auch die Fensterbänke müssen im Anschlussbereich so ausgebildet werden, dass sie die thermisch bedingten Längenänderungen schadensfrei aufnehmen können. Der Bereich zwischen Brüstungsmauerwerk und Fensterbank ist zu unterdämmen, das notwendige Gefälle ist dabei zu berücksichtigen. Außerdem ist darauf zu achten, dass bei Fensterbänken und Attikaabdeckungen der Tropfkantenabstand nicht zu gering bemessen wird, damit Niederschlag nicht direkt über die Fassade entwässert. Ansonsten lagern sich Verschmutzungen unterhalb des Fensters oder der Attika ab.

Ein weiterer Fehler findet sich häufig an der Führung der Rollladenschienen. Diese muss so angeordnet werden, dass sie auf die Fensterbank entwässert. Ist sie zu kurz angelegt, so dass sie über der Aufkantung endet, kann am Rand Wasser eindringen. Typische Wärmebrücken, die durch Ausführungsfehler verursacht werden und Schimmelpilz- und Algenbefall begünstigen, sind auch Fugen zwischen einzelnen Dämmplatten. Diese sind zu vermeiden.

Kussauer erläuterte, dass die Abtrocknung des Oberflächenwassers bei Wärmedämm-Verbundsystemen längere Zeit in Anspruch nimmt als bei ungedämmten Fassaden. Das begünstigt den Bewuchs mit Mikroorganismen. Dennoch kommen diese unschönen Erscheinungen auch bei ungedämmten Fassaden vor, insbesondere in Gebieten mit grundsätzlich höherer Feuchtigkeit und Bepflanzung in Gebäudenähe. Deshalb kann ein mikrobieller Befall einer (wärmegedämmten) Fassade nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Eine fachgerechte Planung und Ausführung, die ausreichende Dachüberstände, funktionsfähige Abdeckungen, Tropfkanten, Fugenausbildungen, Regenwasserführungen, Spritzwasserschutz und Abdichtungen am Sockel einbezieht, verringert jedoch das Risiko.

Auch bei Innendämmsystemen reduziert eine fachgerechte Planung und Ausführung das Risiko eines mikrobiellen Befalls. Dieses umfasst bei Fehlern nicht nur die Fassade, sondern durch Kondensat auch die Zone zwischen Innendämmung und Mauerwerk. Kussauer erläuterte, worauf hier bei den unterschiedlichen Typen von Innendämmungen zu achten ist.

Einen ausführlichen Artikel zur 19. Pilztagung erscheint in der Ausgabe 5/2015 der B+B BAUEN IM BESTAND, der die anderen baupraktischen Vorträge in den Mittelpunkt stellt, unter anderem zu den Themen „Probenahme und Auswertung“, „Expositionsmessungen bei Trocknung und Rückbau“ und „Schimmelpilzsanierung in einer Klinik bei Fortführung des Betriebs“.

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